… wenn ir majestät das nit tette, so wurde aus der ordnung ain unordnunng …Auf der Suche nach (neuen) Fragen an den Wiener Hof
Vortrag in der Reihe "Aus der Werkstatt der Forschung"
am Dienstag, den 9. Juni 2009 um 16:00 Uhrim Dachfoyer des Haus-, Hof- und StaatsarchivsMinoritenplatz 1, 1010 Wien
Referent:MMag. Jakob Wührer
„Organisationsriesen“ wie international agierende Großkonzerne und die staatliche Verwaltung stellen an ihre Organisation wesentliche Anforderungen an die inneren Abläufe: Effizienz, Transparenz zur Vermeidung von Korruption und effiziente Kontrollmechanismen. Letztendlich soll damit ein ziel- und zweckorientiertes Handeln nach einem charakteristischen Muster („Firmenphilosophie“) ermöglicht werden. Korruptionsfälle und ständige Reformen verraten, dass die Suche nach der optimalen Organisationsstruktur ein dynamischer Prozess ohne abschließende Lösung ist.
Der kaiserliche Hof in Wien war europaweit eine der größten „Organisationen“ der Frühen Neuzeit, deren Kernaufgabe die Versorgung des Kaisers und seiner Familie war. Darüber hinaus war der Wiener Hof aber gleichzeitig der Sitz einer zunehmend komplexen Administration, politisches Zentrum und somit Anziehungspunkt für Eliten und gleichzeitig Zentrum des „Herrschermilieus“ (Zeremoniell, Mäzenatentum etc.).
Für die Bewältigung dieser vielfältigen Aufgaben entwickelte sich rund um den Kaiser eine Organisationsstruktur, in der im 17. Jahrhundert bereits über 1.000 Personen, im 19. Jahrhundert über 3.000 Personen beschäftigt waren.
Obwohl sich der Wiener Hof in der Frühen Neuzeit in den letzten Jahren als gleichermaßen viel begangenes wie fruchtbares Forschungsfeld erwiesen hat, stellt eine Struktur- beziehungsweise Organisationsgeschichte des Wiener Hofes in der Frühen Neuzeit ein Forschungsdesiderat dar, da eine fundierte, umfassende und konzise Beschreibung der Tätigkeitsfelder der Hofämter und der Organisation des Wiener Hofs insgesamt in der Frühen Neuzeit bislang fehlte. Aufgrund der Aktualität der Fragen um Verwaltungsreform, Organisation und Management könnten hier aber lang andauernde Entwicklungsstränge freigelegt werden, die das Verständnis in diesen Bereichen vertiefen.
Am Institut für Österreichische Geschichtsforschung läuft seit Jänner 2008 das vom FWF geförderte und in Kooperation mit dem Österreichischen Staatsarchiv (Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv) durchgeführte Projekt „Zu Diensten Ihrer Majestät. Geschichte der Organisation des Wiener Hofes in der Frühen Neuzeit“ (www.univie.ac.at/hoforganisation).
Dieses Projekt widmet sich der „Entdeckung“ der Struktur und des Funktionierens der Organisation „Wiener Hof“ in der Frühen Neuzeit. Als „Leitquelle“ dienen vier im Haus-, Hof- und Staatsarchiv überlieferte Instruktionsbücher des Wiener Hofes (Handschriften, in denen von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Dienstanweisungen für Hofbedienstete eingetragen wurden) und die vor allem im 16. Jahrhundert erlassenen Hofordnungen.
Erstes Ziel des Projekts ist, die angesprochenen Instruktionsbücher und Hofordnungen durch eine Edition der Forschung zugänglich zu machen.
Eintritt frei
Anmeldung erbeten unterE-mail: stabpost@oesta.gv.at oderTel.:(01) 79540-115 bis 5. Juni 2009
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