75 Jahre Interimshilfe
Archivale des Monats März 2023
Die allgegenwärtige Not der österreichischen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ab Februar 1946 durch Warenlieferungen (Lebensmittel, Rohstoffe, Maschinen, sanitäre Bedarfsartikel etc.) der UNRRA (United Nations Relief and Rehabitilitation Administration) gemildert. Die Hilfe mit einem Gegenwert von etwa 135 Millionen US-Dollar dauerte 16 Monate.
Aufgrund der anhaltenden Lebensmittelknappheit sowie dem Rohstoffmangel wurde Österreich unmittelbar nach Auslaufen der UNRRA-Lieferungen in ein direkt von der US-Regierung initiiertes Hilfsprogramm aufgenommen. Vom Gesamtvolumen dieser Kongresshilfe in Höhe von 350 Millionen Dollar erhielt Österreich bis Ende 1947 insgesamt 82 Millionen. Bevor der systematische Wiederaufbau Europas mit dem European Recovery Program (ERP), dem Marshall-Plan, Mitte 1948 tatsächlich Fahrt aufnehmen konnte, galt es die Zeitspanne bis dahin zu überbrücken. Das geschah mit dem Interim Aid Program, der sogenannten Interimshilfe, in die neben Österreich nur Italien und Frankreich eingebunden waren.
Auf Basis eines mit den USA geschlossenen bilateralen Vertrages (Interim Aid Agreement) vom 2. Jänner 1948 erhielt Österreich rund 38 Millionen US-Dollar, um die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Das Abkommen wurde von Bundeskanzler Leopold Figl und Außenminister Karl Gruber für Österreich sowie vom Hochkommissar der amerikanischen Besatzungszone, Generalleutnant Geoffrey Keyes, für die USA unterzeichnet.
Dieter Lautner
Signatur: ÖSTA/ADR, Staatsurkunden, USA 2.1.1948