Ein Geschenk zur Pensionierung
Die Familienfondsgüterinspektion Göding und ihr einziger Leiter Ferdinand Beck
Archivale des Monats November 2023
Die k.u.k. Familienfondsgüterinspektion Göding (heute Hodonin) bestand von 1899 bis 1912 als nachgeordnete Dienststelle der Güterdirektion Wien. Sie war eine Verwaltungseinheit der kaiserlichen Privat- und Familienfonds und damit für einen Teil des habsburgischen Privatvermögens verantwortlich. Die Güterinspektion in Göding wurde rein für die Person des verdienten Gödinger Oberverwalters Ferdinand Beck geschaffen. Sie war für die Verwaltungsangelegenheiten der Domänen in Göding mit Pawlowitz (heute Pavlovice) in Mähren sowie Holics (heute Holíč) und Sassin (heute Sasvár) in Ungarn zuständig.
Ferdinand Beck wurde am 15. Oktober 1850 in Wien geboren. Nach Absolvierung der Realschule in Wien war er zwei Jahre Hörer am Militärtierarzneiinstitut, bevor er sein Studium an der höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Großau in Niederösterreich begann. Nach erfolgter Abschlussprüfung am 16. September 1869 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim k.u.k. Infanterieregiment Nr. 56 ab. Im Oktober 1870 suchte er um Verleihung einer Praktikantenstelle bei den kaiserlichen Privatgütern an, die er schon ab 1. Jänner des Folgejahres bei der k.u.k. Fondsgüterdirektion in Wien als unbesoldeter Ökonomiepraktikant der Gutsverwaltung in Göding erhielt. Am 1. September 1871 wurde Ferdinand Beck zum Wirtschaftseleven in Göding mit einer jährlichen Besoldung von 120 Gulden ernannt. Seine weitere Laufbahn führte ihn auch nach Holics, wo er sich vom Wirtschaftsadjunkten zum Kastenamtskontrollor und ab 1893 zum Gutsverwalter in Göding hochdiente.
Mit kaiserlicher Entschließung vom 30. November 1898 wurde Ferdinand Beck anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums der Titel eines Kaiserlichen Rates verliehen. Mit 1. Jänner 1899 wurde er zum Leiter der mit Dekret vom 16. Dezember 1898 geschaffenen k.u.k. Familienfondsgüterdirektion in Göding ernannt. Sein Gehalt betrug nun 2.400 Kronen und sollte sich bis zu seiner Pensionierung auf 5.400 Kronen erhöhen. Mit allerhöchster Entschließung vom 17. September 1905 verlieh ihm der Kaiser den Titel und Charakter eines Regierungsrates. Zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Franz Josephs I. im Jahr 1908 erhielt Ferdinand Beck den Orden der Eisernen Krone III. Klasse verliehen. Außerdem war er Träger der silbernen Jubiläumshofmedaille, der bronzenen Jubiläumserinnerungsmedaille für die bewaffnete Macht und des Jubiläumshofkreuzes. In seinem Pensionierungsgesuch vom 6. Oktober 1912 suchte Ferdinand Beck um seine Versetzung in den dauernden Ruhestand mit 31. Dezember 1912 an. Dies wurde dem verdienten Beamten auch genehmigt. Im November 1913 räumte Ferdinand Beck seine Amtswohnung in der Schulgasse in Göding und zog nach Wien. Ferdinand Beck war verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Zur Versetzung in den Ruhestand widmeten die Beamten der Familienfondsgüterinspektion Göding ihrem Chef ein prunkvoll ausgestattetes Fotoalbum. Dieses enthält 41 Fotos von Beamten der Familienfondsgüter Göding und Pawlowitz, Holics und Sassin sowie acht Fotos von Gebäuden. Es handelt sich dabei um Abbildungen der Dienstorte Ferdinand Becks von seinem Amtsantritt am 1. Jänner 1871 bis zu seinem Ausscheiden am 31. Dezember 1912: Sein erster Arbeitsplatz in Göding in der Badgasse 2, dann der Hof in Czunin (1872-1873), der Gutshof in Grumwirz (1873-1880), das Amtsgebäude in Holics (1880-1882) sowie der Oberhof in Göding (1882-1890) und schließlich die Amtswohnung in Göding (1890-1912). Auch die herrschaftlichen Schlösser in Holics und in Sassin sind in dem Album abgebildet. Den Abschluss bildet ein Foto, welches Kaiser Franz Joseph I. beim Verlassen des Schlosses in Sassin zeigt.
Dieses Fotoalbum wurde im Jahr 2022 vom Österreichischen Staatsarchiv im Auktionshandel erworben und stellt eine hervorragende Ergänzung zur im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Registratur der Familienfondsgüterinspektion Göding dar.
Das Fotoalbum finden Sie online vollständig digitalisiert in unserem Archivinformationssystem.
Irmgard Pangerl
Signatur: AT-OeStA/HHStA PFF GDion Wien GI Göding Bücher 28