Herkunft der Neustädter-Stürmers und private Korrespondenzen aus dem Familienarchiv Foregger, Neustädter, Gozani
Archivale des Monats November 2022
Im Jahr 2017 übergab die Familie Foregger ihr Familienarchiv als Depot an das Österreichische Staatsarchiv. Im Depot finden sich Unterlagen der drei adeligen Familien Neustädter, Gozani und Foregger, darunter etwa Familienpapiere, Genealogica, Korrespondenzen, Biographica von verschiedenen Familienmitgliedern, amtliche und militärische Unterlagen und diverse Realien.
Die Unterlagen wurden vom ehemaligen österreichischen Justizminister Egmont Foregger gesammelt und geordnet. Er beschäftigte sich auch eingehend mit genealogischen Forschungen zu den verschiedenen Familienteilen. Die ältesten Teile des Archivs bilden die Unterlagen der Familien Gozani und Neustädter. Felix Marquis Gozani wurde aufgrund seiner militärischen Verdienste im Siebenjährigen Krieg in den Jahren 1760 und 1761 sowie im Türkenkrieg zwischen 1787 und 1789 mit einem Adelsprädikat ausgezeichnet. Der in der Habsburgermonarchie ungebräuchliche Titel Marquis erklärt sich durch die verwandtschaftliche Beziehung mit der italienischen Adelsfamilie Gozani di S. Giorgio et marchese di Perletto. Diese Familie ließ sich schließlich in der Gegend von Laibach nieder. Das Adelsgeschlecht der Neustädter genannt Stürmer bezieht sich hingegen auf den Ort Neustädtlein am Forst bei Bayreuth, da sich einige Mitglieder der Familie bei der Erstürmung der Stadt ausgezeichnet hatten. Mehrere Domherren von Würzburg, Bamberg und Eichstätt stammen aus dieser Familie. Als der Mannesstamm im 17. Jahrhundert erlosch, wurde die Weiterführung des Namens auch auf die weibliche Linie übertragen. Die Familie Foregger stammt aus der altösterreichischen Adelsfamilie Foregger Ritter von Greiffenthurn.
Eine umfangreiche Familienkorrespondenz hat sich von den zahlreichen Kindern aus der Ehe von Louis Marquis von Gozani und Freiin Sophie Neustädter erhalten. Der 1885 in Laibach geborene Sohn Odo diente zunächst in der k.u.k. Armee und trat 1919 in den Staatsdienst ein. In dieser Zeit änderte er seinen Nachnamen in Neustädter-Stürmer und begann sich auch politisch zu engagieren, er war ein großer Verfechter der ständestaatlichen Ideologie. Ab 1933 war er zunächst Staatssekretär, danach in der Zeit der Kanzlerdiktaturen Bundesminister und auch kurz Gesandter in Budapest.
Die im Familienarchiv erhaltene Korrespondenz zeigt eine andere, unpolitische Seite von ihm. Er war Zeit seines Lebens seiner Mutter Sophie sehr verbunden, wovon die zahlreichen Briefe Zeugnis ablegen. Seine Briefe an die Mutter sind sehr herzlich verfasst und er lässt sie darin an seinen beruflichen sowie privaten Aktivitäten teilhaben. Im hier ausgewählte Brief vom 10. Dezember 1935 dankt er seiner Mutter für ihr Glückwunschschreiben anlässlich seines 50. Geburtstages und drückt seine Vorfreude auf das kommende Weihnachtsfest und die dafür zu treffenden Vorbereitungen aus. Weiters erzählt er ihr von seiner bevorstehenden Tätigkeit/Bestellung als Gesandter in Budapest. Der Tonfall und die Wortwahl des Schreibens lassen sein inniges Verhältnis zur Mutter erkennen.
An dieser Stelle können Sie den Brief vom 10. Dezember 1935 herunterladen (PDF, 375 KB)
Lisa Schatzer
Signatur:
ÖStA/AVA Familienarchiv Foregger. Korrespondenzen Odo Neustädter-Stürmer Karton 5.5.; Brief vom 10.12.1935