Der später als Gynäkologe bekannte Dr. Hermann Knaus als Fliegeroffizier
Archivale des Monats Februar 2024
Der Gynäkologe Hermann Hubert Knaus, der später durch seine Forschung zur natürlichen Empfängnisverhütung („Knaus-Ogino-Methode“) große Bekanntheit erlangte, wurde 1892 in St. Veit an der Glan geboren. Mit Erreichen des 21. Lebensjahres wurde er im Jahr 1913 stellungspflichtig und erhielt die Einjährig-Freiwilligen-Begünstigung sowie einen Präsenzdienstaufschub bis zum 1. Oktober 1914.
Durch die allgemeine Mobilisierung wurde Knaus am 1. Juli 1914 zur Ableistung des Frontdienstes einberufen und diente ab dem 1. Oktober 1914 als Sanitätsunteroffizier. In dieser Funktion erhielt er drei Tapferkeitsmedaillen. Begründet wurden diese Dekorationen mit der hervorragenden und selbstlosen Versorgung von Verwundeten. Unter anderem leitete Knaus die Evakuierung eines von ihm selbst errichteten und vom Feind in Brand geschossenen Interimsverwundetenlager, welches er als letzter verlies (Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, verlautbart im Personalverordnungsblatt für die k. k. Landwehr Nr. 43 vom 24. April 1915, Seite 520), in den anderen Fällen barg und versorgte er Verletzte trotz schwerstem Beschuss durch den Feind (Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse, verlautbart im Personalverordnungsblatt für die k. k. Landwehr Nr. 118 vom 16. August 1916, Seite 1725 und Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, verlautbart im Personalverordnungsblatt für die k. k. Landwehr Nr. 132 vom 7. Juli 1917, Seite 1762).
Auch im Vormerkblatt zur Qualifikationsbeschreibung wurde er wie folgt beschrieben: „Initiativ, unerschrocken, umsichtig. Pflegt die Verwundeten und Kranken mit Fürsorge und Sachkenntnis. Scheut im Gefechte keine Gefahr um Verwundete raschestens zu bergen.“ Im April 1915 erkrankte er selbst an Lungenkatarrh und musste im Spital behandelt werden. Im selben Jahr konnte er zweimal je zweiwöchige Erholungsurlaube in seiner Heimat verbringen.
Am 1. August 1916 erfolgte seine Ernennung zum Leutnant in der Reserve. In der Folgezeit wurde er zur k. u. k. Luftfahrttruppe (Fliegerkompanie Nr. 45) abkommandiert und diente dort als Beobachtungsoffizier (sein Stammtruppenkörper blieb das k. k. Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4, welches 1917 in k. k. Gebirgsschützenregiment Nr. 1 umbenannt wurde).
Bei seinem sechsten Feindesflug als Beobachter wurde das Flugzeug am 6. Dezember 1917 von einer Granate getroffen und so schwer beschädigt, dass Hermann Knaus das Cockpit verlassen und auf die Tragflächen klettern musste, um das Flugzeug zu stabilisieren und hinter die eigenen Linien zu bringen (siehe am Bild Eintrag „Waffentat“). Für Knaus wurde daraufhin die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere (Symbol ʘ) beantragt und von allen Instanzen, darunter auch von Feldmarschall Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf persönlich, bestätigt. Tatsächlich verliehen wurde jedoch der Orden der Eisernen Krone 3. Klasse mit der Kriegsdekoration und den Schwertern (verlautbart im Personalverordnungsblatt für die k. k. Landwehr Nr. 38 vom 23.03.1918, Seite 1003).
Trotz seiner herausragenden Leistungen wurde er erst mit 1. November 1918 zum Oberleutnant der Reserve befördert. Sein Militärdienst endete am 30. November 1918 infolge der Demobilisierung. Das Militärgrundbuchsblatt schließt mit dem Nachtrag, dass Knaus nun Dr. der Medizin in der Grazer Universitätsfrauenklinik sei sowie dem Vermerk, dass ihm 1926 auf eigenes Ansuchen hin eine Militärdienstbestätigung ausgestellt wurde.
Thomas Ganga
Signatur: AT-OeStA/KA BA NBA OBA AR 305 OBA 223.811
Quellen:
- AT-OeStA/KA BA NBA MBA AR 25 MBA 50.810 (Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse)
- AT-OeStA/KA BA NBA MBA AR 308 MBA 371.789 (Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse)
- AT-OeStA/KA BA NBA MBA AR 419 MBA 716.193 (Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse zum zweiten Mal)
- AT-OeStA/KA Pers GB OuM KrL Ktn 1892 5612 Knaus Hermann (Grundbuchblatt, Login für Online-Ansicht nötig)
- AT-OeStA/KA Pers Quall HR 1419 Knaus Hermann (Vormerkblatt zur Qualifikationsbeschreibung, Login für Online-Ansicht nötig)