Allgemein Pferdekauf in der Habsburgermonarchie
Archivale des Monats Dezember 2018
Das Pferd besaß zur Zeit der Habsburgermonarchie eine viel größere Bedeutung als heute vergleichsweise das Auto. Es diente zum Gütertransport und zum Reisen, es war Handelsobjekt und Lebensmittel zugleich. Abgesehen davon waren Pferde beim Sport und bei künstlerischen Darbietungen im Einsatz. Dazu kam, dass ein großer Teil der Volkswirtschaft von diesem Nutztier direkt abhing. Man kann auch davon ausgehen, dass ein Drittel der agrarischen Anbaufläche für den Futtermittelanbau der Pferde reserviert war.
Infolge der zahlreichen Kriege des 18. Jahrhunderts war es zu einer großen Verringerung des inländischen Pferdebestandes gekommen. Erste Maßnahmen unter Maria Theresia (Pferdezuchtpatent 1763) und weitere unter Joseph II. führten zu einer Intensivierung der Pferdezucht. Es wurden Beschäl- und Remontierungsdepartements errichtet: Schlosshof (1784), Brandeis an der Elbe/ Brandýs nad labem (1789), Hatschein/ Hejčín (1793), Olchovce (1812), dann Militärgestüte: Mezöhegyes (1785), Kollnitz (1790), Bábolna (1790), Radautz/ Rădăuţi (1792), Havransko (1794), Piber (1798) und Nemoschitz (1800). Die Hofgestüte Kladrub/ Kladruby nad labem und Lipizza/ Lipica, später auch Halbthurn-Mönchhof, Teschen/ Těšín und Koptschan/ Kopčany waren ältere Gründungen.
Vor dem Ausbau der inländischen Gestüte und der Anhebung der Pferdezucht hatte man durch langwierige und mühsame Ankaufsunternehmungen zahlreiche Pferde aus der Moldau, Bessarabien, Galizien, der Ukraine und dem Kaukasus importiert.
Die Landkarte zeigt die Routen, der durch 4 Jahre unter Kommando des Rittmeisters und Eskadronkommandanten von Cavallar unternommenen Reisen zum Pferdeankauf. Von 1773 bis 1777 unternahm Rittmeister Cavallar mit einer Gruppe von österreichischen Offizieren vier Reisen von Galizien bis weit nach Osten in die russischen Provinzen, zum Asowschen und Kaspischen Meer. Zweck der Reise war es Pferde für die inländische Zucht zu kaufen. Bei jeder seiner Reise brachte er zwischen 700 und 1000 Pferde nach Österreich mit. (HHStA, KK, NL Lacy 10 Reisebericht des Rittmeisters Cavallar über seine Reisen zum Pferdeankauf)
Cavallar erzählt ausführlich über Land, Leute und kleine Abenteuer, die er und seine Offiziersgruppe während ihrer vier Reisen von 1773 bis 1777 erlebten. Man erfährt über die Lebensgewohnheiten und die Kultur von Kosaken, Tataren, Kalmücken und Russen. Dazu gehören auch die Zahlungsmodalitäten, die dort vorherrschten. Bei seinem letzten Pferdekauf am Kaspischen Meer war er auf Unverständnis gestoßen, als er die Pferde mit barem Geld bezahlen wollte. Da man dort nur den Tauschhandel gewohnt war, musste von Armeniern erst einmal ein Tauschobjekt (Leinwand) gekauft werden, um es bei den Kalmücken gegen Pferde eintauschen zu können.
Michael Göbl
Signatur: HHStA, KK, NL Lacy 10