„Sisi“ goes digital
Seit kurzem stehen die Indexbände für die in der Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrte Überlieferung des Sekretariats von Kaiserin Elisabeth im Archivinformationssystem des Staatsarchivs einer breiteren Öffentlichkeit digital zur Verfügung. Somit lässt sich aus der ganzen Welt direkt auf diese wichtige Forschungsressource zugreifen.
Nach der Hochzeit Elisabeths mit Kaiser Franz Joseph im Jahr 1854 wurde der Kaiserin vor allem für ihre Repräsentationspflichten und persönlichen Bedürfnisse ein eigener Hofstaat beigestellt. An der Spitze desselben standen ein Obersthofmeister und eine Obersthofmeisterin, aber auch das gesamte dienende Personal bis hin zu Frisörinnen, Kammerfrauen und Vorleserinnen zählte dazu. Während der Hofstaat des Kaisers mit dem ersten Obersthofmeisteramt über eine traditionsreiche und funktionierende bürokratische Behörde verfügte, war das bei seiner Frau nicht der Fall. Aus diesem Grund richtete man für sie ein eigenes Sekretariat ein, das sämtliche offiziellen Schreibarbeiten zu übernehmen hatte. Anfänglich besorgte diese Arbeiten Leopold Bayer, Ritter von Mörthal, ehe das Büro von Hugo Feifalik übernommen wurde. Letzterer war der Mann der bekannten Frisörin und Vertrauten der Kaiserin, Franziska Fanny geb. Rössler bzw. Angerer, und wirkte knapp 30 Jahre als Chefsekretär Elisabeths. Unterstützt wurde Feifalik vom Kanzleioffizialen Alexius Kekula, der schließlich im Todesjahr der Kaiserin die Leitung des Sekretariats übernahm.
Das Sekretariat war als offizielles Büro der Kaiserin für die Bearbeitung der vielen Bittschriften und Gesuche, die laufend an sie herangetragen wurden, verantwortlich. Es wurden hier aber auch Geschenke und Glückwünsche aller Art an Elisabeth angenommen, gesichtet, an sie weitergegeben oder aber auch wieder an die Einbringerinnen und Einbringer zurückgeschickt. Außerdem war das Sekretariat für die finanzielle Gebarung jener Gelder zuständig, die die Kaiserin als Hofstaatsdotation zur Deckung ihrer repräsentativen Kosten erhielt. Aus diesem Grund findet man im Bestand des Sekretariats vielfach auch Rechnungen über verschiedenste Einkäufe. Die bunte Palette der Einkäufe von Sisi reicht von Kleidern und Modeartikeln aller Art über Reit- und Sportutensilien bis hin zu Süßigkeiten und Naschwaren. Andererseits finden sich im Bestand aber auch Arztrechnungen, die gemeinsam mit den genannten Einkäufen gute Einblicke in die alltäglichen Freuden und Leiden der Kaiserin bieten. Die Reisen Elisabeths sowie die Verwaltung ihres Achilleion, einem Palast auf Korfu wurden ebenfalls von ihrem Sekretariat koordiniert, abgewickelt und abgerechnet. Schließlich war dieses Büro – in Abstimmung mit dem Obersthofmeisteramt des Kaisers –für die Personalverwaltung des Hofstaats der Kaiserin zuständig. Die private Korrespondenz von Elisabeth mit ihrer Familie und engeren Vertrauten wurde von ihr persönlich geführt und ist deshalb nie über das Sekretariat gelaufen.
Der Bestand des Sekretariats ist im Laufe der Zeit durch Skartierungen (= Aussonderung von seinerzeit nicht als archivwürdig erachtetem Material) stark gelichtet worden. Dennoch umfasst er heute noch rund 130 Geschäftsbücher und 67 mit Akten gefüllte Kartons. Die Aktenreihe wird durch vier umfangreiche, alphabetisch gereihte Indexbände erschlossen. Diese können nun bequem digital eingesehen werden. Die einzelnen Einträge verweisen auf die jeweilige Aktenzahl eines Jahres und sind dementsprechend in der Aktenserie zu suchen. Wegen der starken Aussonderungen von Akten in der Vergangenheit können viele Vorgänge ersatzweise nur mehr über die vollständig erhaltenen Exhibitenprotokolle nachvollzogen werden; diese finden sich in der Serie der Geschäftsbücher des Bestands. Dort gibt es übrigens auch kulturhistorisch interessante Rechnungsbücher des Sekretariats.
Mit der Digitalisierung der Indexbände wird die Benützung dieses Bestands nachhaltig vereinfacht und stellt für alle weiteren Forschungen zur illustren Persönlichkeit der Kaiserin Elisabeth eine wesentliche Erleichterung dar.