Neuerwerbung: ÖStA kauft Schreiben Leopolds I. an Raimondo Montecuccoli an

Das insgesamt zwölfseitige an Montecuccoli gerichtete Reskript Kaiser Leopolds I. wird im Kriegsarchiv verwahrt und demnächst für die Forschung zur Verfügung stehen.

Der Schriftennachlass des kaiserlichen Generallieutenants, Feldmarschalls und Hofkriegsratspräsidenten Raimondo Montecuccoli (1609-1680) zählt zu den bedeutendsten Beständen der Nachlasssammlung in der Abteilung Kriegsarchiv. Im 19. Jahrhundert leider zerrissen und auf verschiedene Bestände aufgeteilt, wurde der Nachlass in den 1960er Jahren zum Teil wieder als eigener Schriftgutkörper rekonstruiert. Splitter waren aber in privater Hand verblieben, 1829 erfolgte außerdem eine sehr bedeutende Abgabe an die Hofbibliothek, die heutige Nationalbibliothek.

2018 konnte der Nachweis geführt werden, dass ein in den Autographenhandel geratenes, ganz eigenhändiges Schreiben Kaiser Leopolds I. an Montecuccoli (7. August 1666) zu unbekannter Zeit den Beständen des Kriegsarchivs entfremdet worden sein musste. Gestützt auf ein entsprechendes Gutachten, gelang dem Staatsarchiv der entgeltfreie Rückerwerb des Stücks.

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Kriegsarchiv-Direktor Robert Rill und der für Nachlässe zuständige Referent Klaus Pillmayer nehmen das Reskript in Augenschein.

Ende 2021 konnte nun ein an Montecuccoli gerichtetes zwölfseitiges Reskript Kaiser Leopolds I. (5. Juni 1660) angekauft werden. Das Kanzleischreiben ist inhaltlich bedeutend, denn es enthält detaillierte Anweisungen für eine wichtige diplomatische Mission an den kurfürstlich brandenburgischen Hof in Berlin, mit der der Kaiser Montecuccoli in einer besonders kritischen Phase betraute.

Mit dem Frieden von Oliva (3. Mai 1660) war zwar der „Nordische Krieg“ zwischen Schweden, Polen, Brandenburg und dem Kaiser eben beendet worden, der Konflikt zwischen Schweden und Dänemark schwelte aber kurzzeitig weiter, ehe auch er Ende Mai 1660 im Frieden von Kopenhagen beigelegt werden konnte. Der Abschluss des dänisch-schwedischen Friedens war in Wien Anfang Juni 1660 noch nicht bekannt, so dass der Kaiser befürchtete, die Schweden könnten neuerlich gegen Dänemark oder Mecklenburg losschlagen. Dies hätte Leopold I. als Reichsoberhaupt zu einem (militärischen) Einschreiten aufseiten der bedrohten Reichsstände gezwungen. Der Vorbereitung für diesen Eventualfall dienten diplomatische Sondierungen an verschiedenen deutschen Höfen, darunter in Berlin.

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