Planedition der Josephinischen Landesaufnahme Galiziens im Österreichischen Staatsarchiv präsentiert

Fünfzehn Bände umfasst die nun vollständig erschienene Edition der Josephinischen Landesaufnahme Galiziens. Diese umfangreiche Publikation veranschaulicht am Beispiel des ehemaligen Kronlandes Galizien und Lodomerien die europaweite Bedeutung der im Österreichischen Staatsarchiv verwahrten Ersten bzw. Josephinischen Landesaufnahme, wie Generaldirektor Helmut Wohnout bei der Präsentation der Editionsreihe im Festsaal des ÖStA ausführte.
Die aus 4.000 Einzelblättern bestehende Kriegs- bzw. Militärkarte stammt aus der Regierungszeit Maria Theresias bzw. ihres Sohnes Joseph. 1763 wurde mit der kartographischen Erfassung der damaligen Monarchie begonnen. Joseph II. trieb dieses Projekt zunächst als Thronfolger, später als Kaiser selbst energisch voran. 1787 war es abgeschlossen. Die einzelnen Karten wurden im Maßstab 1:28.800 erstellt. Zum Vergleich: Der heute übliche Maßstab für Landkarten beträgt 1:25.000, was die enorme kartographische Leistung damals deutlich macht.
Vor 13 Jahren haben die Polnische Akademie der Wissenschaften und mehrere polnische Universitäten begonnen, die Karte zu editieren. Die Umsetzung des Projekts in Wien wurde vom Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien koordiniert und erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Kriegsarchiv-Direktor Robert Rill und seinen Archivarinnen und Archivaren. Piotr Szlanta, Direktor des Wissenschaftszentrums der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien, unterstrich im Rahmen der Präsentation die gute Zusammenarbeit über die vielen Jahre hinweg und die weitreichende Bedeutung der Editionsreihe.
Detailliert gingen die Herausgeber Zdzisław Noga (Universität der Nationalen Bildungskommission in Krakau), Bogusław Dybaś (Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń) und Andrzej Janeczek (Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften) auf die Entstehung der Edition und die Geschichte der Karte ein. Die Josephinische Landesaufnahme erregt aus mehreren Gründen Aufmerksamkeit. Das gesamte Kartenwerk gilt, wie Andrzej Janeczek erklärte, als ein „Pionierwerk, das neben den französischen und preußischen Aufnahmen zu den herausragenden kartographischen Leistungen des ausgehenden 18. Jahrhundert gehört“. Es besteche durch die lebendige Visualisierung und vermittle den Eindruck eines direkten Blicks in die Vergangenheit.
Die Karte dokumentiert die Expansion der Monarchie vor mehr als 200 Jahren, die Annexion eines Landes und dessen Umwandlung in ein Kronland. „Die Vermessung diente militärischen Zwecken, war aber auch ein nationales Projekt. Die absolutistische Monarchie schuf damit ein genaues Bild ihrer Besitzungen, indem sie deren lineare Ausdehnung definierte und die darin enthaltenen Ressourcen erfasste“, sagte Janeczek. Die Karte sei somit nicht nur für die Geisteswissenschaften enorm wertvoll, sondern auch für Forschungsfragen in anderen Disziplinen, etwa in den Geo- und Umweltwissenschaften. Damit, so resümierte Helmut Wohnout, tragen aus historischer Perspektive die Josephinische Landesaufnahme und die vorliegende in deutscher, polnischer und in Teilen ukrainischer Sprache verfasste Edition in hohem Maße zur Bewahrung und Pflege unseres gemeinsamen ostmitteleuropäischen Kulturerbes bei.
Die Gesamtedition der Josephinischen Landesaufnahme Galiziens ist online über https://vistulana.pl erhältlich.