Familienforschung: Allgemeines Verwaltungs-, Finanz- und Hofkammerarchiv
Allgemeines Verwaltungsarchiv: Zentralbehörden der inneren Verwaltung (Hofkanzlei, Directorium in publicis et cameralibus, Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, Vereinigte Hofstellen) bis 1848 – Ministerium des Innern und Fachministerien ab 1848, insbesondere Unterricht und Kultus (bis 1940!), Landwirtschaft, Handel und Verkehr – Oberste Justizstelle ab 1749, Justizministerium ab 1848 (bis 1940!) – Polizeihofstelle.
Finanz- und Hofkammerarchiv: Staatliche Finanz- und Wirtschaftsverwaltungsbehörden aller Art (zirka 1500–1918) – Kameralherrschaftsverwaltung – Oberster Rechnungshof – Finanzprokuratur – Finanzlandesdirektion für Niederösterreich.
Unmittelbar personenbezogenes Archivgut
Allgemeines Verwaltungsarchiv: Standeserhebungen und Gnadenakte ("Adelsakten", Wappenbriefe); "Professorenakten" (Selekte von Personalentscheidungen aus der Registratur des Ministeriums für Kultus und Unterricht bis 1940); Niederösterreichisches Landrecht (Testamente und Verlassenschaftsabhandlungen, brandgeschädigte Reste); Polizeihofstelle (Personenüberwachung); Familienarchive; Nachlässe.
Finanz- und Hofkammerarchiv: Gedenkbücher und Zahlamtsbücher (finanzielle Zuwendungen an Beamte, Künstler usw.); "Familienakten"; Autographen; Kartei der Banater Immigranten; Nachlässe.
Adelsakten
Die Bestandsgruppe Adel beinhaltet die Adels- und Wappenverleihungen der Habsburger als Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches (Reichsadelsakten) und als Landesfürsten der österreichischen Erbländer (Hofadelsakten). Die Adelsakten liegen jeweils in alphabetischer Ordnung und sind relativ verlässlich verzeichnet in: "Frank, Karl Friedrich von: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823. Bd. 1-5, Senftenegg 1967-1974" und "Frank-Döfering, Peter: Adelslexikon des österreichischen Kaisertums. Wien-Freiburg-Basel 1989".
Zudem werden hier auch die Tiroler Wappenbücher aufbewahrt, also die Verleihungen durch die Tiroler Landesherren. Diese sind verzeichnet in "Goldegg, Hugo von: Die Tiroler Wappenbücher im Adelsarchive. 2 Bde. 1875-1876".
Ungarische Adelsstandserhebungen sind in eigenen ungarischen Adelsakten dokumentiert. Diese werden im Ungarischen Staatsarchiv in Budapest verwahrt. Vgl. Illéssy, János/Pettkó, Béla: A Királyi Könyvek 1527-1867. Budapest 1895, und Gerö, József: A Királyi Könyvek 1867-1918. Budapest 1940.
Ansiedlerakten
Im Archiv der Hofkammer werden die Unterlagen über die Besiedlung des Südostens und Nordostens der Monarchie im 18. Jahrhundert verwahrt, soweit diese Umsiedlung auf Staatskosten durchgeführt wurde. Die alphabetisch nach Familiennamen angelegten Ansiedlerkarteien des Hofkammerarchivs für die Bereiche Ungarn, Batschka, Banat sowie Galizien und Bukowina wurden in den 1930er Jahren erarbeitet.
Passagierlisten
Im Bestand des k.k. Handelsministeriums sind für die Jahre 1912-1914 über 230 Passagierlisten erhalten, in denen Personen, die über Triest nach Nord- und Südamerika auswanderten, mit einigen zusätzlichen Angaben vermerkt sind.
Personalakten
In der Bestandsgruppe Justiz gibt es Personalakten einerseits im Präsidium des Justizministeriums als Personalstandesausweise, andererseits zu den Beschäftigten in den einzelnen Gerichten, den Straf- und Vollzugsanstalten sowie zu Notaren und Advokaten.
Im Finanz- und Hofkammerarchiv finden sich Personalakten der nachgeordneten Buchhaltungen, jedoch nicht des Ministeriums selbst.
In der Bestandsgruppe Inneres finden sich Personalstandesausweise für die Zeit ab 1900 in einer eigenen Signatur.
Personalakten zu Eisenbahnern sind in der Bestandsgruppe Verkehr teilweise bei den einzelnen Bahngesellschaften und teilweise in den Ministerialreihen festzustellen.
Für die personengeschichtliche Forschung können aber auch die Akten zu zivilrechtlichen Streitfällen, als auch die Strafakten des Justizministeriums und der Staatsanwaltschaften interessant sein. Außerdem beinhalten die Akten des Justizministeriums auch Unterlagen zu Rechtshilfeangelegenheiten oder Strafgefangene in den Justizanstalten. Prozessakten der Gerichte selbst werden nicht verwahrt.
Die Standesausweise des Präsidiums liegen alphabetisch, zu sämtlichen übrigen personenbezogenen Akten des Justizministeriums sind zugehörige Namensindizes vorhanden.
Im Bestand der Obersten Justizstelle sind vereinzelte Akten zu Personalia als auch Strafakten vorhanden. Diese sind über die Einzelaktenverzeichnung der Kartons zu aufzufinden.
Der Bestand des Oberlandesgerichtes Wien beinhaltet, soweit bis jetzt erschlossen, Präsidialakten, die Personalangelegenheiten betreffen wie Dienstversetzungen, Ernennungen und Bewerbungen, Todesanzeigen, Verweise, Gesuche von Witwen der Justizbediensteten um Versorgungspensionen etc.
Zusätzlich werden im AVAFHKA zahlreiche Status- und Personalverzeichnisse aller k.k. Ministerien und Obersten Gerichte verwahrt.
Professorenakten
Keine Personalakten im eigentlichen Sinne, geben sie Auskunft über die jeweilige akademische Laufbahn von Universitätsprofessoren.
Nachlässe
Die Nachlässe teilen sich im AVAFHKA in 2 Gruppen. Die alten AVA-Nachlässe, enthalten, neben dem Schriftgut der eigenen Archivmitarbeiter/Archivmitarbeiterinnen und Direktoren/Direktorinnen, vor allem Nachlässe von hohen Ministerialbeamten. Diese Nachlässe stammen Großteils aus dem Zeitraum 1848-1918. Die zweite Gruppe, die Neuen Zivilen Nachlässe reichen zeitlich bis in die 1990er Jahre und sind seit dem Jahr 2003 Teil des AVAFHKA: Hier finden sich Gesamt-, Teil - und Splitter-Nachlässe unter anderem von Politikern, Diplomaten, Historikern und Zeitzeugen der NS-Diktatur. Neben biographischen Unterlagen finden sich oft Unterlagen zur Familiengeschichte der Nachlassbildner- und bildnerinnen, und zu verwandten Familien.
Familienarchive
Die Archive großer Adelsfamilien (unter anderem Harrach, Kinsky, Paar Trauttmansdorff) bieten biographische Informationen zu eigenen Familienmitgliedern und anderen adeligen Familien in Form von Familienpapiere, Korrespondenzen, und aus der Amtstätigkeit einzelner Familienmitglieder. Weiters liegen in den Herrschaftsarchiven zahlreiche Dokumente zu Rechtsgeschäften der Untertanen (etwa Heiratsverträge, Hauskäufe, Verlassenschaftsabhandlungen, Zehentabgaben), die genealogische Informationen aus dem Zeitraum 16. bis 20. Jahrhundert enthalten. Vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind Unterlagen zu den Dienstverhältnissen der Angestellten vorhanden (unter anderem Hauspersonal und Angestellte in der Land- und Forstwirtschaft).
Finanz- und Hofkammerarchiv
Die thematische Spannweite der Bestände des Finanz- und Hofkammerarchivs reicht weit über die Finanzverwaltung für Hof und Staat im engeren Sinne hinaus in Bereiche wie Handel, Bergbau, Bauwesen, Verkehr oder Siedlungswesen.
Die im Archivgut des Hofkammerarchivs gut dokumentierten finanziellen Zuwendungen an Hof- und Staatsbeamte, Künstler, Wissenschaftler usw. machen sie auch in personen-, kunst- und wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive interessant.
Audiovisuelle Sammlungen
Hier liegen Fotos von Politikern, Bundesangestellten, Künstlern etc. ein.
Weiterführende Literatur
- Göbl, Michael: Quellen zur genealogischen Forschung im Allgemeinen Verwaltungsarchiv in Wien. In: L'identità genealogica e araldica. Fonti, metodologie, interdisciplinarità, prospettive. Atti del XXIII Congresso internazionale di scienze genealogica e araldica 1998. Rom 2000 (Pubblicazioni degli archivi di stato Saggi 64), Seite 213-236
- Wilhelm, Franz/Kallbrunner, Josef: Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa. München 1932–1936; Kallbrunner, Josef: Quellen zur Geschichte deutscher Siedlung und deutscher Geltung in Galizien seit 1772 in den Wiener Archiven. In: Die Burg. Vierteljahresschrift des Instituts für deutsche Ostarbeit in Krakau 4 (1943), Seite 197-204.